Klimaschutz durch Holzheizung
Den Lehmofenbauer Norbert Deutschmann lernte ich als Interessierten an unserem Osnabrücker ökologisch orientierten Gemeinschaftswohnprojekt in Häusern der englischen Armee kennen (Wohnung+Gesundheit, Winter 2011). Tatsächlich hat er dann beim Kauf der 19 Häuser nicht mitgemacht, wurde aber Mitglied im ecovillage e.V. Wir blieben uns freundschaftlich verbunden und nach Einzug in eines der Reihenhäuser 2011 baute mir der Kachelofen- und Luftheizungsbauer auf einem erstellten Fundament einen Lehmofen in meinem Wohnzimmer, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Der kernige 60jährige hat vor 26 Jahren, sozusagen als zweitem Bildungsweg mit der Ausbildung begonnen. Seit 2000 ist er selbständig und baut mit seiner besonnenen Vorgehensweise ungefähr zwanzig Öfen pro Jahr, inzwischen insgesamt etwa 250. Seit einiger Zeit beschäftigt er einen Mitarbeiter, der auch von ihm ausgebildet wurde. Die Berechnungen, einschließlich der Schornsteinaspekte, werden von der Crew selbst erstellt, obschon die Anlagen nach Erstellung von einem Schornsteinfeger abgenommen werden müssen.
Es handelt sich allerdings bei meinem Heizsystem nicht, wie man vermuten könnte, um einen Grundofen, sondern um einen Speicherofen, der als Hypokauste, also mit Warmluftkanälen, gebaut wurde. Norbert klärte mich auf, daß das erstgenannte Prinzip bedeutet, daß die Brennkammer handwerklich gemauert ist. Zur Erstellung des Feuerraums kommen hier Schamottsteine zum Einsatz. Die 6-8 (leicht), 8-10 (mittel) oder 12 cm (schwere Bauart) dicken Wandungen sorgen für eine gute Speicherung und Abstrahlung. Die Außenverkleidung besteht aus Lehmsteinen und -Putz und die abgegebene Leistung beträgt bei solchen Öfen im Schnitt drei kW.
Bei meinem Ofen ist jedoch ein vorgefertigter Einsatz (Fa. Brunner) verwendet worden und die Heizleistung des Heizeinsatzes beträgt acht kW. Die in der Brennkammer erzeugte Wärme wird über Hypokausten genannte Luftkanäle, die den Feuerraum umschließen, auch in eine aus Lehmsteinen und -Putz erstellte und Wärme abstrahlende Wandkonstruktion weiter im Raum sowie über einen Wärmetauscher im Obergeschoß übertragen. Tendenziell werden heute wegen guter Wärmedämmung bei kleineren Behausungen nur Kleinspeicheröfen eingesetzt.
In meinem Fall kann ich sagen, daß der von Norbert Deutschmann gebaute Lehmofen meinen 40 m²-Wohnraum sehr gut – manchmal sogar zu gut – heizt. In dem Falle können über geöffnete Türen angrenzende Räume mit geheizt werden. Es vermittelt ein angenehmes und wohliges Gefühl, das lodernde Feuer oder die glimmende Glut vor dem Ofen sitzend durch die Sichtglastür zu beobachten. Die naturbelassene angenehme Lehmfarbe tut ein Übriges. Aufgrund von abends nachgelegten Holzscheiten, die von mehreren Händlern in der Umgebung zu angemessenen Preisen angeboten werden, ist morgens noch soviel Glut da, daß das Feuer durch Auflegen von Holz schnell wieder anfängt zu brennen. Praktisch ist auch, daß die Asche, mit der man noch den Garten düngen kann, wegen ausreichend großer Brennkammer nicht jeden Tag entfernt werden muß, sondern je nach Durchsatz nur alle paar Wochen.
Ein wesentlicher Vorteil der Holzheizung ist aber nicht nur die wohlige Wärme und die günstigeren Kosten als bei Gas- oder Ölheizung, sondern besteht darin, daß das Verbrennen von Holz klimaneutral ist. Beim Verheizen wird nur soviel CO² freigesetzt, wie beim Wachsen der Bäume aufgenommen wurde.
Die neueste Entwicklung im Bereich Lehmofenbau ist, daß sich etwa dreißig gestandene Unternehmer zu einem eingetragenen Verein zusammengeschlossen haben. Wesentliches Ziel der alten und jungen Fachleute ist nicht nur, eigene Grundofen-Feuerräume für 33, 40 und 50 cm lange Holzscheite zu entwickeln, sondern auch Erfahrungen auszutauschen. Inzwischen wurden Zulassungen von der Prüfinstitution „Rhein-Ruhr“ erteilt. Die in dem Zusammenschluß „850° handwerklicher Ofenbau“ organisierten Firmen dürfen also die entsprechenden Konstruktionen in Eigenregie erstellen.
Rolf Brinkmann, ecovillage e.V.