Eigenbau eines Erdkellers zur Obstlagerung
Wer auf seinem Grundstück einige Obstbäume hat, wird meistens mehr ernten, als er unmittelbar verbraucht. Wer die Ernte nicht verkaufen kann oder verschenken möchte, hat dann das Problem, sie zu verwerten oder zu lagern. Hierfür gut geeignet ist ein richtig konzipierter Erdkeller.
Ein richtig konzipierter Erdkeller ist frostsicher und wird durch das umgebende Erdreich temperiert. Eine wichtige Rolle hierbei spielt, dass der Boden und die Wände so hergestellt werden, dass sie Feuchte transportieren, die im Keller verdunstet. Außerdem sind eine Zu- und eine Abluft nötig, um Luftfeuchte und Temperatur zu regulieren.
Standort
Meine bisherigen Obstlager waren entweder frostempfindlich und nicht beheizbar oder sie wurden zu warm. Die Verarbeitung des Obstes zu Saft war keine Lösung, denn die dafür nötigen Lageranforderungen sind ähnlich. Es musste also ein Erdkeller her! Voraussetzungen für einen für uns geeigneten Standort waren ein Bezug zum Wohnhaus und zur Obstwiese, sowie die Möglichkeit zum Bau einer Drainage. Gefunden wurde eine Stelle zwischen Haus und Obstgarten, aber näher zu diesem gelegen und das maximale Geländegefälle ausnutzend. Die Drainage liegt ringförmig um die Kellergrundmauern und deren Ableitung mündet etwa 30 Meter weiter hangabwärts.
Materialien
Vorrangig verwendet werden sollten bereits vorhandene alte Materialien. Die Steine wurden aus Restbeständen rekrutiert; im Internet findet man hierzu teils überteuerte, teils kostenlose Angebote. Ein Kfz-Anhänger mit ausreichender Nutzlast macht hier Sinn. Man sollte auch die Fahrwege bedenken.
Türsturz und Eingangsbereich wurden mit alten Granitstelen abgedeckt. Ferner wurden alte verzinkte Wasserrohre verwendet, um den Raum unterhalb des Gewölbes auszusteifen bzw. dieses zu stabilisieren. Für die Herstellung von Ringankern wurden Betonhohlsteine, Baustahl sowie einige Tonnen Zementmörtel zugekauft. Ferner Kieselsteine als Unterlage für den Fußboden sowie 20 m2 Bitumenschweißbahn für das Dach. Für die Tür wurde teils vorhandenes Holz, Reste von Kalziumsilikatplatten, Hanf und Isolierglasscheiben verwendet.
Baustelle
Auf dem Gelände befindet sich eine wertvolle Gehölzsammlung. Entsprechend sollte eine Bodenverdichtung bestmöglich vermieden werden, der Einsatz von Baumaschinen war also nur begrenzt möglich. Bei leichtem Frost im Februar 2017 konnte die Baugrube ausgebaggert werden. Die Grube war etwa 180 bis 230 cm tief. Der Aushub für den geplanten Keller betrug etwa 30 Kubikmeter. Die Baugrube hätte gleich großzügiger angelegt werden müssen, denn durch Abbrüche der Kanten fiel viel Material von den bei Frost und Nässe sehr instabilen Kanten in die Grube.
Bei Anlage des Ringankers für das Fundament im März 2017 ergab sich eine weitere Problematik: Der Grundwasserstand war so hoch, dass ich morgens auf der Baustelle über 100 Liter Wasser entfernen musste. In einem ersten Schritt musste also zunächst die Drainage verlegt werden. Nach Ausführung funktionierte die Ableitung des Grundwassers hervorragend. Das Mauern zog sich in die Länge. Ich rate, mit möglichst großen Ziegeln zu arbeiten, eher mit Vollziegeln und möglichst einheitlichen Formaten.
Gewölbe
Der Keller sollte eine gemauerte Gewölbedecke bekommen. Die Verwendung von vorgefertigten Deckengewölben schied aus, da kein Kran einsetzbar war und dies auch meinem Grundkonzept, kostengünstig zu arbeiten, widersprach. Die Fertigung einer Decke z. B. aus Holzbalken schien mir nicht dauerhaft und vertrauenswürdig genug. Aus meiner Sicht sind für ein Gewölbe am besten hartgebrannte Klinker mit Schlitzen geeignet. Sie wurden auf einer eigens angefertigten Schalung vermauert. Diese maß etwa 80 cm in der Tiefe und erlaubte es, etwa 3 Steine versetzt hintereinander zu vermauern. Um die Gesamtlänge des Kellers mit den Abmessungen 200 x 500 cm mit Gewölbedecke zu versehen, musste die Schalung 7 mal versetzt werden. Der erste Abschnitt konnte bei milden Temperaturen Ende Dezember 2017 erstellt werden. Die Schalung blieb 4 Wochen stehen. Danach gab es Frosteinbrüche bis Ende April 2018. Im Juni und Juli wurden allein 5 der Abschnitte bei hohen Temperaturen gemauert. Die Zementhärtung lief schneller ab und nach 10 bis 14 Tagen machte ich jeweils weiter.
Damit der Schub, den das Gewölbe ausübt, nicht allein durch den Ringanker abgefangen werden muss, wurden im Abstand von etwa 1 Meter Rohre quer durch den Kellerraum in den Ringanker zu beiden Seiten eingemauert. Mit einer lichten Höhe von fast 190 cm zwischen Rohr und Boden können sich die meisten Menschen aufrecht bewegen. Als praktisch hat sich herausgestellt, dass man an den Rohren Dinge aufhängen bzw. auflegen kann, wie z. B. Regalbretter. Der Keller hat 10 m2 Grundfläche, eine Seitenhöhe von 193 cm und eine maximale Deckenhöhe von 234 cm. Die Wölbung über den Rohren misst maximal 41 cm.
Belüftung und Raumklima
Zu- und Abluft sind für einen Erdkeller unverzichtbar. Hierfür wurde ein Zuluftrohr gelegt, das in Bodennähe an der Tür in den Raum eintritt. Auch gibt es eine vergitterte Öffnung in der Tür an der Nordseite. Für die Abluft gibt es 4 Öffnungen an der Südseite unter der Decke. Den Durchmesser nicht zu klein wählen! Für die Obstlagerung sind hohe relative Luftfeuchten günstig, für Äpfel z. B. 90 bis 95 %. Verdunstung entzieht Wärme, die über die Lüftung entweicht. Feuchtenachschub kommt aus Wänden und Boden. Der Fußbodenbelag ist in ein grobes Kiesbett gelegt und besteht aus Ziegeln, die mörtelfrei extrem eng gepackt sind. Die optimale Lagertemperatur für Äpfel sollte 0 bis 5 Grad Celsius betragen. Welche Werte erzielbar sind, wird sich noch zeigen. Wenn die Tür gut isoliert wird, gibt es kein Problem, den Keller über Erdwärme stets frostfrei zu halten.
Beleuchtung
Für die Beleuchtung gibt es eine Solaranlage. Sowohl ein 12-Volt-Gleichstromkreislauf für LED-Strahler, als auch 220-Volt-Steckdosen werden hiermit betrieben. Fünf LED-Strahler von je 20 Watt Leistung lassen es fast taghell darin werden.
Radon
Aufgrund der Machart lässt es sich nicht vermeiden, dass Radon in den Erdkeller eindringt. Es dringt aber nicht ins Obst ein und kann über die Entlüftung entweichen. Da man nur selten und kurz in dem Raum sein wird, ist eine mögliche gesundheitliche Gefährdung m.E. zu vernachlässigen. Radonmessung lasse ich deshalb erst mal nicht durchführen.
Überdeckung mit Erdreich
30 Kubikmeter Erdreich mussten wieder aufgebracht werden, bis die Deckschicht über der Gewölbedecke etwa 1 Meter Dicke aufweist. Der lehmige Aushub ist derzeit fest wie Stein und durchsetzt von Schachtelhalm und Quecke. Für eine Kellerplanung wäre also auch darauf zu achten, ob Maschinen einsetzbar sind und wie lange der Aushub lagert. Wegen der Dicke der Erdschicht wurde auf Wärmedämmstoffe verzichtet. Diese Frage kann man aber durchaus auch anders bewerten. Je geringer der Erdauftrag ist, desto mehr stellt sich die Frage nach einer Wärmedämmung. Der Erdhügel über dem Keller soll noch mit Erdbeeren und anderen Bodendeckern bepflanzt werden, die durch Beschattung und Verdunstung gute Effekte auf die Bodentemperatur haben werden. Bäume beschatten den künftigen Kellerhügel teilweise. Dies mindert die Bodenerwärmung im Sommer zusätzlich.
Fazit
Der Aufwand für dies Kellerprojekt wurde von mir sehr unterschätzt. Das Ergebnis ist jedoch der Mühen wert. Hinzu kamen die vielen Erfolgserlebnisse, wenn das einst Erdachte auch funktioniert. Die Realisierung ging nur mit Durchhaltevermögen, viel körperlicher Betätigung und fachlichem Rat. Es gibt andere professionellere Wege, zu einem Erdkeller zu kommen, die schneller, vermutlich auch teurer, aber genauso gut sind.
Dr. Hildebrand Ross