Ökologisch orientiertes Gemeinschafts-Wohnprojekt

Engagiertes Vorhaben in Norddeutschland wird umgesetzt

Im Jahre 2007 wurde bekannt, dass das englische Militär aus Osnabrück abziehen und 160 ha Kasernenflächen sowie 1400 Wohneinheiten frei werden würden. Aufgrund der Mitarbeit bei der städtischen „Öffentlichkeitsbeteiligung Konversion“ keimte die Idee, das in den 90ern gescheiterte Projekt einer ökologischen Gemeinschaftssiedlung wieder aufleben zu lassen. Eine Handvoll Interessierter machte sich an die Arbeit.

Zuerst wurden ehemalige Kasernenanlagen betrachtet. Hier stellte sich aber bald heraus, dass entweder die vorhandenen Gebäude nicht geeignet oder auf Grund der zentrumsnahen und deswegen als attraktiv angesehenen Lage die Grundstückspreise für das ins Auge gefasste Vorhaben zu hoch sein würden. So richtete sich der Blick auf die zum Verkauf stehenden Wohngebäude. Es handelte sich hier um Reihenhäuser, Doppel- und Einzelhäuser sowie Geschosswohnungsbau. Eine erste Siedlung mit 108 Wohneinheiten, die von uns zum Teil hätte übernommen werden können, wurde aber unter Denkmalschutz gestellt, was bedeutete, dass sie nur im Paket verkauft werden konnte. Ein Investor kaufte die Anlage nach unserer Kenntnis zu einem günstigen Preis. Weitere Häuser wurden einzeln oder auch in Paketen verkauft.

Medienarbeit ist wichtig

Wir machten unser Projekt in den Medien bekannt, um TeilnehmerInnen zu gewinnen und hielten über einen langen Zeitraum Treffen ab, bei denen viele Themen behandelt und auch entschieden wurden, wie z.B. das Energiekonzept, andere ökologische Aspekte oder die Frage, ob wir ohne Gartenzäune und WLAN leben wollten. Die Rechtsform sowie Finanzierungsmöglichkeiten wurden ausgiebig diskutiert und hierzu Experten eingeladen. Es wurde auch eine gut besuchte Veranstaltung mit dem Mietshäusersyndikat in der Volkshochschule abgehalten. Es ging hier darum, wie man nach einem bestimmten Prinzip auch mit wenig Geld Wohnungseigentum bilden kann. Mit Hilfe eines zur Gruppe gehörenden Immobilienmaklers wurde ein dezidierter Fragebogen für InteressentInnen ausgearbeitet. Die sinnvolle Besichtigung anderer als vorbildhaft angesehener Beispiele beschränkte sich letztlich auf einen Besuch bei dem schönen und relativ großen und nicht weit entfernt liegenden Projekt „Lebensgarten Steyerberg“ im Kreis Nienburg.

Suche nach Rechtsform

Wir berieten uns auch mit einem Notar, der sein ganzes Herzblut in das Projekt steckte. Unter dem Strich schien die Wohnungseigentümer- Gemeinschaft der richtige rechtliche Rahmen zu sein. Letztlich einigten wir uns aber doch auf die sog. Bruchteilsgemeinschaft, da hier mehr Flexibilität z.B. bei der Außengestaltung der einzelnen Häuser besteht.

Parallel hierzu führten wir Gespräche mit der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) als Verkäuferin der Häuser. Bei einem von dem Konversionsbeauftragten der Stadt Osnabrück organisierten Treffen Ende 2009 stellte sich heraus, dass die Häusergruppen, die wir in engere Wahl genommen hatten, von der Bima wegen hier höher erwarteter Preise einzeln verkauft werden sollten. Was die Bima uns bei diesem Gespräch anbot, fanden wir zunächst nicht passend. Letztlich einigten wir uns auf eine in sich geschlossene Anlage mit 19 Wohneinheiten in drei Reihenhauszeilen auf dem einigermaßen zentrumsnah und ruhig gelegenen Sonnenhügel. Dieses Areal hat noch den Vorteil, dass hier ein 600 m² großes, freies Grundstück integriert ist, auf dem das vorgesehene Gemeinschaftshaus errichtet werden wird. Im März 2010 hielten wir einen Tagesworkshop zu verschiedenen Themen des Gesamtprojekts in der VHS ab, an dem auch einige neue InteressentInnen (die Entferntesten kamen aus Berlin!) teilnahmen.

Raum für regelmäßige Treffen

Ein neues Mitglied, Direktor einer Schule, ermöglichte es, unsere Zusammenkünfte in einem gut geeigneten Klassenraum abzuhalten. Es stellte sich heraus, dass doch noch viel Arbeit zu leisten war – wir trafen uns über einen lange Zeitraum fast einmal die Woche! Gruppendynamische Prozesse schlugen oft hohe Wellen, selbst wenn es um Details ging, die im Nachhinein als nicht so wichtig erkannt wurden. Kernstück der Arbeit war auf jeden Fall die Formulierung unseres internen und ausführlichen Vertrages*), der alle Implikationen enthalten musste sowie des Kaufvertrages. Dann kamen die Angebote für die Wohnanlage: „Unser“ Paket sollte 1,3 Mio. € kosten. Im Nachbietverfahren konnten wir dann für 1,6 Mio. € kaufen. Und im März dieses Jahres erfolgte die Übergabe. Zwei teilnehmende Parteien sind InvestorInnen, die vermieten. Schade war, dass einige gern gesehene Mitglieder wegen der erhöhten Kosten nicht mehr mitmachen konnten; neue, die z.T. noch gesucht wurden, rückten nach. Parallel dazu bildete sich ein von uns „Sonne 2“ genanntes Projekt, das sich uns nach vorgesehenem Kauf anschließen wollte. Inzwischen hat diese Gruppe, bestehend aus elf Parteien, auf einem benachbarten Areal eine Reihenhauszeile gekauft.

Es wird eifrig saniert und gebaut

Einige sind schon eingezogen, andere haben vorher renoviert, saniert, umgebaut. Weitere Häuser erhalten wiederum einen hinteren erdgeschossigen Anbau (die Gesamtwohnfläche auf zwei Geschossen mit 75 m² ist nicht üppig, die Wohnzimmer sind sehr klein, der B-Plan lässt maximal 3,50 m Erweiterung in den – allerdings auch nicht großen – Garten hinein zu). Hinsichtlich Wärmedämmung (eine der ökologischen Implikationen) wird ein Haus gerade mit Naturmaterialien „aufgerüstet“. In den meisten Fällen steht allerdings aus Kostengründen zu befürchten, dass hier Kunststoffdämmungen eingesetzt werden. Vorgesehen sind noch eine Sammelheizung mit Holzhackschnitzeln und thermischer Solarunterstützung sowie Regenwassernutzung. Um das Gemeinschaftshaus für vielfältige Aktivitäten finanzieren zu können, wird jede teilnehmende Partei 75 € je Monat auf das Gemeinschaftskonto einzahlen. Dass ein solches Projekt besonders auch Raum für kreative Lösungen zulässt, kann man an vielen Details erkennen, so z.B. an der verbesserten Wärmedämmung durch Abbruch der Lichtschächte oder schließen der Kellerfenster und stattdessen Frischluftzufuhr des Untergeschosses mittels eingemauerter Lüftungsrohre. Um Energie zu sparen, wurden bei mehreren Häusern die Fenster nach außen gesetzt, so dass die Laibungen verschwinden und damit auch die Wärmebrücken. In einer der folgenden Ausgaben von Wohnung + Gesundheit wird weiter berichtet werden.